Handyparken

Die Welt wird bekanntlich täglich moderner und vor allem Smartphones sind in der heutigen Zeit immer beliebter und leistungsfähiger. Früher zum reinen telefonieren gedacht, ist ein Smartphone heutzutage Dreh- und Angelpunkt für soziale Medien, zum Spielen und Nachrichten schreiben. Ein Dienst, der ebenfalls mit Blick auf die Welt der Smartphones einen größeren Stellenwert eingenommen hat, ist das sogenannte Handy-Parken oder auch m-parking. Der Ausdruck m-parking stammt von der englischen Bezeichnung „mobile Parking“ ab.

Zeiten, in denen ein Autofahrer nach dem Finden eines Parkplatzes feststellte, dass das passende Kleingeld fehlt, gehören der Vergangenheit an. Mit einem Smartphone kann der Autofahrer seine Parkgebühren auch einfach durch einen Anruf, online oder per SMS begleichen. Hier stehen verschiedene Systeme zur Auswahl, auf die wir im weiteren Verlauf dieses Beitrages noch näher eingehen. Aktuell bieten schon weit mehr als 100 Städte in Deutschland das bargeldlose Zahlen auf Parkplätzen an. Die bargeldlose Abrechnung erfolgt je nach dem System über die Mobilfunkrechnung, PayPal, Lastschrift, Kreditkarte oder per direkter Abbuchung von der Prepaid-Karte.

Damit eine Stadt überhaupt die Möglichkeit des Handy-Parkens anbieten kann, brauch es einen Betreiber, den die jeweilige Kommune auswählt. Sofern dies geschehen und die Infrastruktur gegeben ist, steht dem Handy-Parken fast nichts mehr im Wege. Parkplätze, die das Bezahlen mit dem Handy erlauben, sind meistens mit einem extra Schild ausgewiesen oder einem speziellen Parkautomaten versehen.

Der eigentliche Prozess des Parkens mit dem Handy beginnt durch einen Anruf oder durch die Übermittlung einer SMS mit spezieller Kennung. Um den Bezahlvorgang final abzuschließen, ist es bei den meisten Systemen nötig, nach dem Parkvorgang beim Betreiber anzurufen oder eine zweite Kurznachricht zu verschicken, damit die Ausbuchung aus dem Parkprozess erfolgt.

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Quelle – Pixabay

 

Handyparken mit oder ohne Registrierung

Bargeldloses Parken hat natürlich einige Vorteile, wie zum Beispiel die minutengenaue Abrechnung oder den Wegfall des Weges zum Automaten und zurück zum Fahrzeug. Abgezähltes Kleingeld ist ebenfalls nicht mehr nötig. Ein weiterer nicht zu unterschätzender Vorteil ist die Tatsache, dass man sich durch bargeldloses Parken vorab keine Gedanken mehr machen muss, für wie lange der Parkplatz denn letztendlich gebraucht wird.

Allerdings muss der Autofahrer beim Handy-Parken aufpassen, denn vergisst der Fahrer sich am Ende der Parkzeit abzumelden, kann es bei einigen Systemen passieren, dass eine automatische Abmeldung vom System erst am Ende der gebührenpflichtigen Parkzeit des jeweiligen Tages erfolgt. Je nach Tageszeit ist eine solche Nachlässigkeit für den parkenden Autofahrer eine teure Angelegenheit.

Darüber hinaus fallen möglicherweise Kosten für die Kurznachrichten an, die den Parkvorgang dann zusätzlich teurer machen. Die Nutzung mancher Systeme ist auch nur durch vorherige Registrierung möglich, welche zusätzliche Zeit des Parkers in Anspruch nimmt.

Vereinzelte Systeme bieten für Vielparker auch eine Art Flatrate für den Parkplatz an. Hier zahlt der Kunde je nach System oder Stadt eine Gebühr von bis zu fünf Euro pro Monat und darf anschließend im Monat unbegrenzt lange parken. Das Buchen eines einzelnen Parktickets pro Parksitzung fällt damit weg.

Aber ist das Handyparken nun im Allgemeinen eher teurer oder billiger im Vergleich zum herkömmlichen Parken mit einem gezogenen Ticket am Automaten? Mit Berücksichtigung der anfallenden Kosten für die Textnachrichten und einer teilweise aufgerufenen pauschalen Servicegebühr des Anbieters fällt das Handyparken auf den ersten Blick definitiv teurer aus. Der Nutzer zahlt sozusagen für den größeren Komfort, da die App den direkten Weg zu einem freien Parkplatz anzeigt und der komplette Parkvorgang mit deutlich weniger Stress erfolgt.

Doch geht es nach den zahlreichen Anbietern der bargeldlosen Parksysteme, dann sei Handyparken im Endeffekt sogar günstiger als über den herkömmlichen Weg. Begründet wird diese Aussage damit, dass der Großteil aller Autofahrer beim Parkvorgang ein Ticket zieht, welches teurer ist als eigentlich nötig, da die bezahlte Parkzeit meistens nicht vollständig ausgenutzt wird.

Im Durchschnitt zieht der Autofahrer ein Parkticket, welches bei Rückkehr des Fahrers zum Wagen noch eine Parkzeit von verbleibenden 30 bis 60 Minuten bietet. Durch die Tatsache, dass beim bargeldlosen Parken eine minutengenaue Abrechnung erfolgt, gleiche sich der Mehrpreis durch die anfallenden Servicegebühren laut der Anbieter wieder aus. Dieser Vorteil für die minutengenaue Abrechnung der Parkgebühren gilt allerdings nur für Parksysteme, bei denen eine Registrierung nötig ist.

 

Parksysteme, die eine einmalige Registrierung voraussetzen, sind mitunter in folgenden Städten zu finden:

Augsburg, Bad Homburg vor der Höhe, Bad Münstereifel, Bad Oldesloe, Bayreuth, Berlin, Bingen am Rhein, Burglengenfeld, Celle, Darmstadt, Duisburg, Flensburg, Goslar, Günzburg, Hamburg, Hanau, Hannover, Heidenheim an der Brenz, Köln, Leverkusen, Lübeck, Lemgo, Mainz, Mönchengladbach, Neustadt an der Weinstraße, Osnabrück, Paderborn, Wiesbaden und Wolfsburg.

 

Allerdings stehen auch Parksysteme zur Verfügung, bei denen keine vorherige Registrierung erfolgen muss. Durch den Wegfall der Registrierung ist es auch nicht nötig, seine persönlichen Daten preiszugeben. Es wird lediglich das Kennzeichen des Fahrzeuges und natürlich die Mobilfunknummer benötigt.

Dafür ist die Eingabe der SMS für ungeübte bei den registrierungsfreien Systemen als nachteilig anzusehen. Ebenfalls muss sich der Fahrer im Vergleich zu den Systemen mit Registrierung vorab über die Parkzeit im Klaren sein, da sich die Parkdauer nach der Buchung nicht mehr ändern lässt. Unabhängig von tariflichen Flatrates oder Guthaben auf dem Handy kosten die SMS für einen Parkvorgang auch immer Gebühren.

 

In folgenden Städten lassen sich derzeit registrierungsfreie Systeme zum Parken nutzen:

Alzey, Amberg, Andernach, Arnsberg, Bad Aibling, Bad Kissingen, Bad Neustadt an der Saale, Bernau am Chiemsee, Bottrop, Coburg, Dahme, Dieburg, Eisenach, Emden, Erlangen, Fürth, Goslar, Grömitz, Gunzenhausen, Hann. Münden, Horb am Neckar, Ilmennau, Kassel, Kellenhusen, Lemgo, Lindau, Magdeburg, Mauth, Meppen, Mettmann, Naumburg, Neustadt in Holstein, Nürnberg, Oberhof, Oberstdorf, Paderborn, Rudolstadt, Saarbrücken, Sigmaringen, Sonneberg, Weilheim in Oberbayern und Witzenhausen.

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Quelle – Pixabay

 

Und wie kontrollieren die Städte das Handyparken?

Eine Frage, die sich immer wieder in Bezug auf das bargeldlose Parken stellt, ist die, wie sich das Handyparken überhaupt kontrollieren lässt, da der Parker keinen sichtbaren Parkschein mehr zieht oder erhält, wenn er sich über das Handy zum Parken anmeldet. Registriert ist der Parkvorgang lediglich in der Datenbank des jeweiligen Anbieters für das bargeldlose Parken. Und genau so erfolgt auch die Kontrolle der jeweiligen Behörde, denn das Ordnungsamt kann auf die Datenbank des Anbieters virtuell zugreifen und über das Kennzeichen einsehen, ob das besagte Fahrzeug eine Parkgebühr gezahlt hat oder nicht.

Aber auch hier besteht in manchen Städten eine Ausnahmeregelung, denn es gibt einige Städte, in denen der Fahrer in seinem Fahrzeug anstelle eines herkömmlichen Parkscheins ein gut sichtbares Blatt hinterlassen muss, auf dem das Logo des Anbieters zu sehen ist.

 

Der ehemalige Marktführer Mobile City

Wenn es um das Thema Handyparken in Deutschland geht, sollte auch der ehemalige Marktführer Mobile City nicht unerwähnt bleiben. Das Unternehmen Mobile City GmbH hat seinen Hauptsitz in Saarbrücken und ermöglichte Autofahrern über eine App das Bezahlen von Parkgebühren bis August 2016 in Deutschland, Frankreich und Österreich. Hier hatten Kunden die Wahl, entweder mit einem Anruf oder einer SMS die Parkkosten zu begleichen.

Dabei bot Mobile City, je nach Stadt, ihren Kunden sowohl eine registrierungsfreie Variante als auch eine registrierungspflichtige Variante des bargeldlosen Parkens an. Bei der registrierungsfreien Variante war keine vorherige Anmeldung nötig. Das Parken erfolgte einfach und bequem durch das Abschicken einer Kurznachricht.

Bei der registrierungspflichtigen Variante war eine vorherige Anmeldung nötig, um ein Parkticket bargeldlos zu bezahlen. Nach der Anmeldung ließ sich dann ein Parkticket per Anruf bestellen. Nutzer der registrierungspflichtigen Variante profitierten zudem von einer minutengenauen Abrechnung des Parkvorgangs.

Ein weiteres Angebot von Mobile City stellte das sogenannte Flottenparken dar. Hier handelte es sich um ein Serviceangebot, welches speziell für die Nutzung von Unternehmen und Betrieben gedacht war. Die Vorgehensweise bei der Anmeldung glich der von Privatkunden. Es erfolgte eine einmalige Anmeldung, bei der das Unternehmen oder der Betrieb allerdings das Feld „Teilnahme am Flottenparken“ aktivieren musste. Diese Option ermöglichte die unbegrenzte Angabe von Mobilfunknummern und Fahrzeugen.

Wollte ein Mitarbeiter nun seinen Wagen abstellen, der in der Auflistung der Flotte verzeichnet war, musste er lediglich eine bestimmte Nummer anrufen und dabei ein registriertes Handy nutzen. Um den Parkvorgang final abzuschließen, war es dann noch nötig, einen Teil des eigenen Kennzeichens per Handy einzugeben. Für die Beendigung des Parkvorgangs musste der Autofahrer dann erneut die individuelle Parkzonennummer anrufen.

Die Abrechnung für das Flottenparken erfolgte über eine konsolidierte Gesamtrechnung am Monatsende. Die monatliche Grundgebühr lag für 1-5 Fahrzeuge bei 4,50€. Bis zu 100 Fahrzeuge schlugen mit 35€ pro Monat zu Buche. Zusätzlich wurde eine Servicegebühr von 12 Cent pro einzelnen Parkvorgang erhoben.

Trotz der erfolgreichen Zeit wurde das deutsche Fintech-Unternehmen Mobile City jedoch im August 2016 von der schwedischen EasyPark Group übernommen. Die EasyPark Group ist seitdem der europäische Marktführer im Bereich Handparken. Die Übernahme brachte der EasyPark Group rund 41 neue Standorte in Deutschland ein. Neben einer verbesserten Präsenz der EasyPark Group in Deutschland und Österreich öffnete sich mit Frankreich ein gänzlich neuer Markt für das schwedische Unternehmen.

 

Originalwortlaut Johan Birgersson (CEO Easy Park Group):

„Neben der größeren Abdeckung und den gesteigerten Nutzerzahlen trägt die Übernahme dazu bei, Städten, Parkraumbetreibern und Autofahrern mit digitalen Parking-Services zu helfen – weit über das reine Bezahlen hinaus. Unsere Akquisition ebnet den Weg für strategische Partnerschaften mit Global Playern aus der Parking-, Tech- und Automotive-Industrie.“ (Quelle: http://www.mynewsdesk.com/de/easypark-ab/pressreleases/die-easypark-group-ubernimmt-mobile-city-und-wird-europaeischer-marktfuhrer-beim-handyparken-1521766)

  

Durch die zurückliegende Übernahme von Mobile City verfolgt die EasyPark Group das Ziel, die neugewonnenen Standorte noch interessanter und attraktiver zu machen, vorranging für Menschen, die mit dem Auto unterwegs sind und sich regelmäßig auf Parkplatzsuche befinden. Das Parken und Bezahlen mit Unterstützung einer App soll ebenfalls für die Vermeidung von Staus sorgen und dabei helfen, dass Vermieter von Parkplätzen eine verbesserte Auslastung ihres angebotenen Parkraums verzeichnen.

 

Eine weitere Aussage von Johan Birgersson (CEO Easy Park Group) zum angestrebten Parking-Ecosystems:

 

„Um diese Vision zu realisieren, braucht es eine signifikante digitale Transformation des Parking-Ecosystems. Die ist nur möglich, wenn es eine kritische Masse an Nachfrage, Technologie und Top-Talenten gibt. Die Übernahme von Mobile City hilft uns, unsere Win-Win-Win-Vision für Autofahrer, Städte und Parkraumbetreiber zu realisieren. Jetzt haben wir die größere Abdeckung und die stärkere Technologie.“ (Quelle: http://www.mynewsdesk.com/de/easypark-ab/pressreleases/die-easypark-group-ubernimmt-mobile-city-und-wird-europaeischer-marktfuhrer-beim-handyparken-1521766)

 

Das deutsche Fintech-Unternehmen Mobile City ist allerdings nicht die erste Übernahme von der EasyPark Group, denn zur Verwirklichung des funktionierenden Parking-Ecosystem bedarf es auch einer technisch überzeugenden App, die den Autofahrer zuverlässig zu einem freien Parkplatz führt. Um dieses Vorhaben umzusetzen hat sich die EasyPark Group auch die Dienste des Parktech-Startup Parko gesichert. Durch ganz spezielle Algorithmen ist die App von Parko dazu in der Lage, eine überdurchschnittlich präzise Vorhersage zu treffen, an welcher Stelle sich freie Parkplätze befinden. Unter dem Motto „schlaues Parken“ vereint die EasyPark Group damit nun seit 2016 eine überaus starke Park-App sowie eine deutlich bessere Abdeckung der Städte durch den Kauf von Mobile City.

 

Andre Deloch (Partner bei HeidelbergCapital) äußerte sich wie folgt zur Investition in Mobile City:

„Wir haben in Mobile City investiert und die Entwicklung mit Kapital und Engagement unterstützt. Wir freuen uns, dass Mobile City jetzt eine wichtige Rolle in der europäischen Wachstumsstrategie der EasyPark Group spielt.“ (Quelle: http://www.mynewsdesk.com/de/easypark-ab/pressreleases/die-easypark-group-ubernimmt-mobile-city-und-wird-europaeischer-marktfuhrer-beim-handyparken-1521766)

 

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Quelle – Pixabay

 

Handyparken in den Nachbarländern Österreich und Schweiz

Natürlich ist das bargeldlose Parken nicht nur in Deutschland möglich, sondern auch in den unmittelbaren Nachbarländern, wie in Österreich oder in der Schweiz. Auch der ehemalige Marktführer Mobile City hatte bereits einige Standorte in Österreich inne, wo Handyparken angeboten wurde.

Seit dem Jahr 2003 besteht die reguläre Möglichkeit in Österreich Gebrauch vom bargeldlosen Parken zu machen. Allerdings finden sich in Österreich keine einheitlichen Systeme bezüglich des Handyparkens vor. Auch wurde die Möglichkeit des bargeldlosen Parkens erst etwas widerwillig von den Österreichern angenommen.

Der bekannteste Handypark-Service in Österreich nennt sich schlicht und einfach HANDY Parken und findet sich unter folgender Adresse im Internet – www.handyparken.at. Dieser Service wird von der M-Parking GmbH angeboten. Hierbei handelt es sich um eine Tochterfirma von Porr. Die Bezahlmöglichkeiten und Werbemaßnahmen werden seit 2010 von A1 Telekom Austria abgewickelt.

Das System von HANDY Parken in Österreich setzt eine einmalige und kostenfreie Registrierung voraus. Die Registrierung lässt sich mit der Mobilfunknummer oder auch mit dem Kennzeichen oder der Angabe einer bevorzugten Stadt durchführen. Der Bezahlvorgang erfolgt mit dem Service „PAYBOX“. Dieser Service setzt ebenfalls eine separate Anmeldung voraus. Anschließend verbindet sich die eigene Mobilfunknummer mit dem Bankkonto, über das sich dann in vielen Städten, die in Österreich den Service HANDY Parken anbieten, Parkscheine kaufen lassen.

In der Schweiz startete die Möglichkeit des bargeldlosen Parkens erst im Winter 2006, genauer gesagt am 08. November. Die erste Schweizer Gemeinde, die Handyparken anbot, war Fehraltorf. Der Bezirk gehört zum Kanton Zürich in der Schweiz. Von der Einführung des bargeldlosen Parkens im Jahr 2006 bis Ende 2011 hörte das vorrangig angebotene System in der Schweiz auf den Namen „myHandyTicket“. Wirtschaftliche Gründe führten zum Aus von „myHandyTicket“. Auch die EasyPark Group zählt mittlerweile in der Schweiz zu einem der bekanntesten Anbietern auf dem Markt für bargeldloses Parken. Ebenfalls bekannt ist in der Schweiz auch das Zahlungssystem Twint und die App PARK NOW.